Murphy‘s Gesetz
„If anything can go wrong, it will.“ Also, wenn es zwei oder mehr Möglichkeiten gibt, etwas zu tun, und wenn eine dieser Möglichkeiten zu einer Katastrophe führt, dann wird sich irgend jemand genau für diese Möglichkeit entscheiden.
Und dieser irgend jemand war mal wieder ich!
Da hatte ich doch die – wie mir schien – einmalige Gelegenheit, an diesem schönen Sommerabend mit Gerlinde zum Tanzen zu gehen. Oh, wie lange hatte ich diesen Tag herbeigesehnt … und dann passierte dieses Missgeschick …
Gerlinde war das schönste Mädchen bei uns im Viertel. Schon von weitem erkannte ich sie an ihrem flotten Hüftschwung. Ich glaube, wenn man mir die Augen verbunden hätte, ich hätte sie auch so erkannt. Sie duftete wie der Frühling, so frisch, so süß. Ihre wunderschönen langen schwarzen Haare trug sie stets zu einem Zopf geflochten. Ich hatte noch nie zuvor einen so schönen Zopf gesehen. Er war so lang – ich glaube, er reichte ihr fast bis zu den Pobacken. Und dann ihre großen dunklen Augen! Sie strahlten immer, wenn ich Gerlinde begegnete. Egal, was sie sagte, aus ihrem süßen Mund klang alles zärtlich und sanft.
Es war ein Sommerabend wie aus einem Bilderbuch. Die Schwüle des Tages lag noch in der Luft, vermischte sich aber mit der angenehmen Kühle des Abends. Von den Nachbarsgärten strömte ein leckerer Duft von Gegrilltem in meine Nase. Bei Schnieders wurde wohl gefeiert, denn von dort schallte laute Rockmusik zu mir herüber. Bei den Winklers dagegen war es fast still. Ich hörte nur einmal ein Jauchzen und ein rhythmisches Stöhnen und eine leise Männerstimme sagen: „Psst, sei nicht so laut, man könnte dich hören!“