Der Sambuca
In einer Bar im Hinterzimmer: Erschöpft lag Luigi in dem Sessel, nur ein Tuch um die Hüften gelegt. Er fächerte sich mit der alten Zeitung frische Luft zu und beobachtete Caterina beim Hantieren. Hinter ihm strömte frische Meeresluft durch die weit geöffneten Fenster.
Wortlos goss sie ihm sein Lieblingsgetränk ein, einen Sambuca, und dann… schaute sie ihrem Liebsten kurz aber intensiv in die Augen und versuchte ein kleines Zwinkern. Sie drehte ihren Kopf zur roten zerbeulten Blechdose, die rechts vor ihr stand, fischte flink mit ihren grazilen Fingern drei Kaffeebohnen heraus und legte diese auf die samtige Oberfläche des Sambuca. Jetzt musste sie nur noch rasch das Zündholz aus dem Aschenbecher nehmen und an der Kerzenflamme entzünden. „O mio dio”, schoss es Caterina durch den Kopf, „ich muss es schaffen”. Ihre Hand zitterte, ihr Atem wurde rascher, das glimmende Hölzchen drohte zu ersticken – nein, die Glut reichte aus, um den Sambuca zu entzünden.
In diesem Moment erkannte ihr Liebster Caterinas Warnung: Drei Carabinieri sind auf dem Balkon und wollen das Feuer auf ihn eröffnen. Geschwind warf er ihr noch einen Handkuss zu, rief: „Ciao bella mia“ , drehte sich um und sprang durch das geöffnete Fenster hinaus. Noch ehe die Carabinieri reagieren konnten, war er schon in der Dunkelheit verschwunden.
Und da sie ihn bis heute nicht stellen konnten, ist davon auszugehen, dass Luigi irgendwo in einer Bar am Tresen sitzt und einen Sambuca genießt. Was aus Caterina geworden ist, ist nicht bekannt.